Tunnel sind nicht jedermanns Sache, besonders die 15 Kilometer langen nicht. Und wer nicht geradeaus durch den Gotthard fahren mag, muss halt eben oben drüber. Was im Auto schön, aber auch mühsam sein kann, ist auf dem Töff der absolute Wahnsinn. Details gibts vom heutigen BikeXpert on Tour: Huevo.
Zuallererst: Hard facts
- Location: Andermatt UR – Airolo TI (27 km)
- max. Steigung: 11 %
- Anzahl Kurven: 9 (neue Passstrasse), 21 (alte Passstrasse)
- Passhöhe: 2106 m ü. M.
- Wintersperre: Nov – Mai
- Schwierigkeit: mittel
Der Gotthardpass ist nicht nur wegen seiner Bilderbuchkurven, der atemberaubenden Aussicht und dem Ferien-Feeling auf Tessiner Seite besonders: Die bedeutende Verbindungsachse zwischen Nord und Süd zählt zu den geschichtsträchtigsten Routen über die Alpen. Und man kriegt alles doppelt: Zwei Strassen, zwei Tunnel, zwei Sprachen … nur der Sprit verdoppelt sich nicht. Ist kein Witz, ich bin den Pass gefahren und hab danach im Tank nachgesehen.
Kleine Passkunde
Seit 1830 kommt man auch mit einem fahrbaren Untersatz über das Gotthardmassiv. Möglich machte das der Ausbau der Tremolastrasse, benannt nach dem Tal, durch welches sie sich in die Höhe schlängelt: das Val Tremola. Ja, richtig geraten, auf Tessiner Seite. Diese Strasse kennt man auch im Ausland. Verkehrstechnisch ist sie kaum noch relevant, zieht aber nach wie vor Touristen aus aller Welt an. Doch nicht nur die, auch die Locals fahren sie gern. Für Töff-Freaks wie dich und mich ist sie ein besonderer Spass. Wer es nicht eilig hat, kommt dann in den Hochgenuss, sich Kehre für Kehre über diese historische Pflasterstrasse nach oben oder unten zu arbeiten. Übrigens: Die helle Farbe der Fahrbahn kommt vom Gneis und Granit. Das sind die Gesteinsarten, die es im Tessin in rauen Mengen gibt, also hat man sie für die Pflästerung der Tremola verwendet. Wenn du sie das erste bzw. nächste Mal fährst, stell dir kurz vor, wie hier 50 Jahre lang Postkutschen rauf- und runterklapperten.
1977 wurden die Bauarbeiten der Schöllenenstrasse, meistens auch ganz einfach «neue Strasse» genannt, beendet. Das bedeutete mehr Fahrzeuge, die in kürzerer Zeit passieren konnten. Zusammen mit dem Tunnelausbau bereits im 19. Jahrhundert wurde die Tremola verkehrstechnisch endgültig entlastet. Mich persönlich freut das natürlich. An schönen Tagen wird es da oben auch so noch ziemlich voll.
Ganz zentral bei der Sache: Spass
Anscheinend hatten die Filmleute nur den Dreh auf der Tremola vorgesehen. Fangen die am frühen Nachmittag doch tatsächlich an, ihre Kameras und Lichter und Mikrofone einzupacken. Und ich frage: «Und die Neue fahren wir nicht? Leute, Leute … solange der Himmel noch blau ist, bleibe ich hier. Wer ist dabei?» Wie ein kleiner Junge habe ich mich gefreut, als wir alle Motoren wieder angeworfen haben. Und das ist es auch, was ich dir auf deiner Gotthardüberquerung mit auf den Weg geben möchte, egal welche Route du wählst: Geh es gemütlich an, hab Spass, geniess es. Stay safe, stay alive!